Welche Anredeform ist angemessener im Berufsleben: das Du oder das Sie?

Diese Fragen haben Sie sich vielleicht auch schon einmal gestellt, daher kommt hier ein kurzer Exkurs.

Obwohl das Du immer häufiger verwendet wird – gemäß Umfragen duzt heute bereits jeder dritte Arbeitnehmer seine Vorgesetzten und Kollegen – ist das Siezen in vielen deutschen Traditionsunternehmen noch immer gängige Praxis. Die förmliche Anrede schafft eine gewisse Distanz, steht jedoch auch für gegenseitigen Respekt und Höflichkeit. Gemäß den Regeln des gesellschaftlichen Umgangs ist die Höflichkeitsform, also das Siezen, sogar die Standardpraxis: „Jede volljährige Person hat nach allgemeiner Auffassung ein Recht darauf, mit „Sie“ angesprochen zu werden“, wie es im Knigge heißt.

Was sagt die Knigge-Regel?

Alter:

Selbst wenn das Jüngere, das Du bevorzugen würde, ist es traditionell der Ältere, der das Du anbietet. Diese Knigge-Regel reflektiert primär den Respekt vor dem Alter. Es wird als Ausdruck von Höflichkeit, Anerkennung und gutem Benehmen angesehen, ältere Personen mit dem förmlichen „Sie“ anzusprechen.

Geschlecht:

Eine der traditionsreichsten Knigge-Regeln, die jedoch zunehmend flexibler gehandhabt wird, lautet: „Ladies first!“ Es ist üblich, dass die Dame dem Mann das Du anbietet, nicht umgekehrt. Auf diese Weise drückt der Mann ihr gegenüber Respekt und Anerkennung aus. Diese Tradition und Konvention werden heutzutage fast ausschließlich in konservativen Kreisen aufrechterhalten.

Hierarchie:

Im beruflichen Kontext gestaltet sich die Situation anders. Hierarchien setzen alle vorherigen Regeln außer Kraft. Im Arbeitsumfeld darf ausschließlich die Person mit höherem Rang das Du anbieten, was bedeutet, dass sogar eine jüngere Chefin einem älteren Kollegen das Du anbieten kann. Es wird teils sogar als respektlos angesehen, wenn Mitarbeiter ihre Vorgesetzten einfach duzen, da dies ein Zeichen dafür ist, dass sie die Autorität des Vorgesetzten nicht anerkennen.

Gegenseitigkeit:
Das Du ist keine einseitige Angelegenheit. Wenn Menschen sich auf gleicher Ebene begegnen, verwenden sie entweder dass Du oder das Sie.

Lebenslänglich:

Wenn einmal das Du erteilt wird, gilt dies auch. Jeder Rücktritt danach käme einer Herabsetzung gleich.

Firmenkultur:

Jedes Unternehmen hat seine eigene Firmenkultur und auch eine eigene „Sprache“. Ob das Du oder das Sie bevorzugt wird, lässt sich häufig schon über die Webseite zum Beispiel bei der Vorstellung des Unternehmens oder auf der Karriereseite erkennen. Gerade in Startups und jungen Unternehmen ist das Du oft sehr üblich und soll das Gefühl einer gleichgestellten Arbeitsatmosphäre vermitteln. Auch in Vorstellungsgesprächen zeigt sich, ob die internen Teilnehmer sich gegenseitig duzen oder siezen.

Unsere Empfehlung: Beobachten Sie einfach, wie die Kollegen miteinander umgehen und frage im Zweifel einfach höflich nach.

Umgang mit Kund*innen und Geschäftspartner*innen:

Im Umgang mit externen Personen ist das „Sie“ zunächst immer die sicherste Wahl.
Es drückt Respekt aus und bewahrt eine angemessene Distanz. Wenn Ihnen jemand das „Du“ anbietet, haben Sie die Wahl ob Sie es akzeptieren möchten oder darauf verzichten.

Vor- und Nachteile vom Duzen:

Kann man das Du ablehnen?

Natürlich können Sie das Du auch ablehnen, wenn es Ihnen angeboten wird. Hier gilt natürlich, den richtigen Ton zu treffen und dabei respektvoll und höflich zu sein. Sie sind zwar nicht verpflichtet Ihre Entscheidung zu begründen, allerdings wäre dies doch sehr ratsam, um Ihrem Gegenüber nicht vor den Kopf zu stoßen.

Ein Punkt, der gegen eine Ablehnung spricht, ist allerdings das Thema Unternehmenskultur und Identifikation. Natürlich gibt es Fälle wie den 2016, als der Vorstandschef Hans-Otto Schrader allen weltweit 53.000 Mitarbeitern plötzlich das Du anbot – in den meisten Unternehmen gehört das Duzen oder Siezen bereits zur Kultur und wird nicht so spontan verändert. Sollten Sie also in der Probezeit sein und um Sie herum wird sich nur geduzt, dann wäre es ratsam, wenn Sie diese Kultur auch annehmen und auch zum Du übergehen.

Persönliche Erfahrung:

In der Vergangenheit hatten wir einen Bewerbungsprozess, der aufgrund der unterschiedlichen Firmensprache gescheitert ist. Der Bewerber war noch sehr jung und in dem Vorstellungsgespräch wurde sich konsequent gesiezt – damit hatte er aber auch kein Problem. Beim Probearbeiten stellte sich dann heraus, dass einige Kollegen den Chef seit der letzten Weihnachtsfeier duzen dürfen und andere wiederum nicht. Das empfand der Kandidat als eine Form von „2-Klassen-Gesellschaft“ und lehnte das Jobangebot daher ab.

Fazit:

Die Entscheidung zwischen Du und Sie ist von vielen Faktoren wie z.B. der Unternehmenskultur, dem Alter und der Hierarchie abhängig. Falls eine Unsicherheit aufkommt, welche Umgangsform nun die richtige ist, empfiehlt es sich grundsätzlich lieber auf das förmliche Sie zu gehen – dass Du angeboten zu bekommen ist dann nämlich die charmantere Art, als darauf hingewiesen zu werden, dass bitte das Sie genutzt werden sollte.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema?

 

Ihre Salomon & Dackermann Consulting GmbH & Co. KG