Aktuell haben wir in Deutschland eine Inflation von 2,9% (Stand Januar 2024), daher hören wir an jeder Ecke die Beschwerden über die steigenden Preise und dass das aktuelle Gehalt einfach zu niedrig sei in der aktuellen Zeit – das klingt doch eigentlich nach dem perfekten Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung, oder?

In dem heutigen Blogbeitrag beschäftigen wir uns mit dem Thema Gehaltsverhandlung, wie Sie clever an das Thema rangehen können und wann Sie besser nicht nach einer Erhöhung fragen sollten.

Wie viel mehr Gehalt können Sie verlangen?

Pauschal gibt es hierzu keine Antwort und es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Gute Verhandler schaffen es, in einer Gehaltserhöhung zwischen drei bis zehn Prozent mehr herauszuholen.

Rechenbeispiel:

50.000 Euro Jahresbrutto + 3% = 51.500 I macht im Monat 125 Euro Brutto mehr

50.000 Euro Jahresbrutto + 10% = 55.000 I macht im Monat ca. 416 Euro Brutto mehr

Bei einem externen Jobwechsel sind sogar bis zu 20 Prozent drin!

Rechenbeispiel:

50.000 Euro Jahresbrutto + 20% = 60.000 I macht im Monat ca. 833 Euro Brutto mehr

Es gelten folgende Faustregeln:

  • Bei einer jährlichen Gehaltserhöhung kriegen Sie zwischen 3-5% mehr
  • Bei einer neuen Aufgabe und mehr Verantwortung bekommen zwischen 5-7% mehr
  • Bei einer Beförderung erhalten Sie zwischen 10-15% mehr
  • Und wenn Sie abgeworben werden zwischen 15-20% mehr

Wann sollten Sie das Gespräch suchen?

Gerade das Thema Geld und Gehalt sind sehr sensible Themen. Kein Chef der Welt möchte Ihnen grundlos einfach mehr Geld zahlen und seinen Gewinn schmälern. Daher sollten Sie sich konkret überlegen, wo Sie im Unternehmen stehen und belegen können, welchen Beitrag und Mehrwert Sie derzeit und auch zukünftig leisten.

Wann sollten Sie das Gespräch nicht suchen?

  • Haben Sie das Thema Gehalt erst kürzlich angesprochen und waren Sie damit erfolgreich? Wenn ja, dann warten Sie ca. 1 Jahr
  • Sind Sie gerade mitten in einem Projekt? Dann warten Sie lieber und nutzen Sie den Erfolg des Projektes zu einem späteren Zeitpunkt zu Ihren Gunsten

Schlechte Argumente:

  • Private Kosten
  • Vergleich mit Kollegen
  • Geplante Anschaffungen
  • Mehr Stress
  • Kündigungsdrohung

Private Kosten / Inflations-Ausgleich

Zu Beginn des Blogbeitrags hatten wir über die Inflationsrate in Deutschland gesprochen. Für Arbeitskräfte bedeutet die Inflation natürlich, dass ihr Geld und Gehalt weniger wert ist/ sich die Kosten erhöhen. Auf den ersten Blick scheint es also naheliegend, dass wir einen Ausgleich brauchen und nun mehr Geld verlangen sollten – davon raten wir dir jedoch entschieden ab. Warum? Weil die Inflation nicht nur Arbeitnehmer*innen trifft, sondern genauso die Arbeitgeber*innen! Auch Arbeitgeber*innen haben derzeit deutlich höhere Kosten im Einkauf, für Energie, Logistik und Transport.

Der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung sollte daher lieber über die erbrachten Leistungen (hohe Effizienz, Kosteneinsparungen, gestiegener Umsatz, etc.) argumentiert werden.

Natürlich können Sie bei Ihrem Arbeitgeber anfragen, ob es eine Form und Möglichkeit von einem Inflationsausgleich, eine Corona Prämie, o.Ä. gibt – allerdings betrifft diese dann natürlich nicht nur ihr eigenes Portemonnaie, sondern muss über die gesamte Firma hinweg gezahlt werden.

Was können Sie neben dem Gehalt verhandeln?

Sollte Ihr Verhandlungspartner bei dem Thema Gehaltsanpassung komplett stur bleiben, können Sie auch alternative Benefits verhandeln, z.B.:

  1. Weihnachts- und/ oder Urlaubsgeld
  1. Urlaubstage oder Sonderurlaub
  1. Bonuszahlungen
  1. Sonderregelungen bzgl. Home-Office
  1. Geldwerte Vorteile
  1. Betriebliche Altersvorsorge
  1. Firmenwagen / Dienstwagen oder Benzingeld
  1. Diensthandy, Laptop

 Ein weiter Vorteil der Sonderleistungen ist, dass einige Extras für den Arbeitgeber sogar steuerfrei sind, wodurch die Attraktivität natürlich steigt.

 

Unsere Tipps für Ihre nächste Gehaltsverhandlung:

  1. Definieren Sie Ihr Ziel
  2. Zeigen Sie Ihre individuellen Leistungen auf
  3. Hinterfrage das „Nein“ und halten Sie schweigen aus
  4. Zeigen Sie Ausdauer und Kompromissbereitschaft
  1. Definieren Sie Ihr Ziel

Für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung sollten Sie möglichst genau definieren, wo Sie derzeit stehen (wieviel verdienen Sie aktuell?) und wo Sie hinmöchten (was wollen Sie zukünftig verdienen?). Wie eingangs erwähnt, sind Gehaltserhöhungen zwischen drei und zehn Prozent üblich.

Wichtig: Gehen Sie immer von Ihrem Jahresbrutto-Gehalt aus!

Formulieren Sie bestenfalls drei Ziele:

  • Maximal Ziel
  • Soll Ziel
  • Minimum Ziel

Dann gehen Sie mit Ihrem Maximal Ziel in das Gespräch hinein und wenn Sie dann im Gespräch Ihr „Soll-Ziel“ erreichen, sind Sie zufrieden über den Erfolg und Ihr Verhandlungspartner ist ebenfalls zufrieden.

  1. Zeigen Sie Ihre individuellen Leistungen auf

Wie bei den schlechten Argumenten erwähnt, sollte sich die Gehaltsverhandlung um Ihre berufliche Leistung drehen. Wenn Sie hierzu gerade nichts vorzuweisen haben, weil z.B. das Projekt nicht wie gewünscht läuft, Sie länger im Urlaub oder krank waren, ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für die Verhandlung gekommen.

Überlegen Sie also so konkret wie möglich:

  • Welche Leistungen von Ihnen rechtfertigen eine Gehaltserhöhung?
  • Welchen Mehrwert bieten Sie durch Ihre Arbeit?

Die Webseite Karrierebibel empfiehlt ebenfalls: Legen Sie eine Leistungsmappe an.

  1. Hinterfragen Sie das „Nein“ und halten Sie schweigen aus!

Wenn Sie bei der Verhandlung auf ein „Nein“ stoßen, ist das nicht gleich das Ende. Christian Richter, XING Coach und Geschäftsführer von Karriereservice.de rät: „Hinterfrage das Nein! Welche Gründe sprechen dagegen? Betreffen diese mich persönlich? Gibt das Gehaltsgefüge nicht mehr her? Liegt es an der Performance des Unternehmens?“

Zudem lässt sich Ihr Verhandlungspartner vielleicht aus der Reserve locken, wenn Sie fragen: „was müsste sich ändern, damit ich mehr Gehalt bekomme?“, so Christian Richter. Daraus könnte zum Beispiel eine Zielvereinbarung hervorgehen, welche bei Erfüllung eine vorab definierte Gehaltserhöhung für Sie festlegt.

Zudem sollten Sie unbedingt rhetorische Pausen als Verhandlungstaktik nutzen. Wenn Sie zum Beispiel gefragt werden: „Was stellen Sie sich denn zukünftig vor?“ Dann nennen Sie eine konkrete Zahl und setzen Sie danach einen Punkt – in dem Sie schweigen. Hängen Sie kein „oder so“ ran, verhandeln Sie sich selbst nicht nach unten, sondern unterstreichen Ihre Entschlossenheit dadurch, dass Sie nichts sagen.

  1. Zeigen Sie Ausdauer und Kompromissbereitschaft

Eine Verhandlung ist immer eine Gesprächsform mit zwei gegensätzlichen Interessen. Im besten Fall ist also das Ergebnis ein Kompromiss für beide Parteien, sodass auch alle Beteiligten besten Gewissens damit leben und weiterarbeiten können. Abhängig von der Gesamtsituation kann es auch sinnvoll sein, wenn Sie sich mit einer geringeren Gehaltserhöhung zufriedengeben, stattdessen aber weitere Benefits aushandeln (z.B. mehr Urlaubstage). Wenn Sie sich unter Ihrem Soll-Ziel einigen, sollten Sie im Gespräch auch signalisieren, dass Sie in einiger Zeit um eine erneute Prüfung Ihrer bis dahin erbrachte Leistungen und eine Wiederaufnahme der Gehaltsverhandlung bitten werden.

Insgesamt ist eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung eine Kunst, die Fingerspitzengefühl, Selbstreflektion und eine kluge Strategie erfordert. Nutzen Sie die genannten Tipps, um Ihr Anliegen überzeugend zu präsentieren und eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung zu erzielen. Abschließend lässt sich noch sagen: eine Verhandlung muss nicht an einem Tag geführt werden, sondern kann auch ein Prozess sein. Bleiben Sie hartnäckig und geben Sie nicht auf!

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