Im heutigen Bewerbungsprozess suchen Arbeitgeber nach Bewerbern, die nicht nur überzeugende Qualifikationen und Erfahrungen vorweisen können, sondern auch in der Lage sind, ihre Persönlichkeit und Motivation auf eine einprägsame Art und Weise mit einem roten Faden zu präsentieren. Fachlich können Bewerber noch so qualifiziert sein, wenn sie es nicht schaffen, ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Stärken richtig zu präsentieren, kann es passieren, dass die anderen Teilnehmer des Vorstellungsgesprächs einem die Qualifikationen absprechen oder sich schlichtweg für den Bewerber entscheiden, der sich und seine Fähigkeiten besser präsentiert hat. Genau hier kommt Storytelling ins Spiel! Mithilfe des Storytellings können Sie Bilder im Kopf Ihres Gegenübers erschaffen und auch Verständnis schaffen, wo zuvor nur Fragezeichen waren. Hierbei geht es also nicht darum, eine freierfundene Geschichte vorzutragen, sondern den eigenen beruflichen Werdegang zu erläutern, Fähigkeiten herauszustellen und ein rundes Bild zu vermitteln.

Reflektorische Erzählweise vs. Episodische Erzählweise:

Bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch ist es wichtig, den Unterschied zwischen der reflektorischen Erzählweise und der episodischen Erzählweise zu verstehen. Während die reflektorische Erzählweise eher selbstbezogen ist und keine klare Botschaft vermittelt, ermöglicht die episodische Erzählweise Bewerbern, konkrete Geschichten zu erzählen, die ihre Fähigkeiten und Kompetenzen verdeutlichen.

Storytelling als Aufwertung von Fähigkeiten und Erfahrungen:

Eine fesselnde Geschichte kann vorhandenes Wissen und bestehende Fähigkeiten aufwerten, indem sie ihnen einen Zusammenhang und eine Bedeutung verleiht. Durch die Verwendung von Geschichten können Bewerber ihre berufliche Laufbahn in einem sinnvollen Kontext präsentieren und den Personalverantwortlichen einen Einblick in ihre Karriereentwicklung gewähren. Dies ermöglicht es Arbeitgebern, die Relevanz der Fähigkeiten des Bewerbers für die ausgeschriebene Stelle besser zu erkennen.

Tipps und Techniken für erfolgreiches Storytelling in Vorstellungsgesprächen:

  1. Gefühle wecken: Durch das Hervorrufen von Emotionen können Bewerber eine tiefere Verbindung zu den Personalverantwortlichen herstellen und ihre Geschichten memorabler machen.
  2. Konflikte herausstellen: Durch das Einbringen von Herausforderungen oder Schwierigkeiten in die Geschichte können Bewerber zeigen, wie sie mit solchen Situationen umgegangen sind und welche Fähigkeiten sie dabei entwickelt haben.
  3. Bilder nutzen: Die Verwendung von bildhafter Sprache und konkreten Beispielen macht Geschichten lebendig und hilft den Zuhörern, sich besser in die Situation hineinzuversetzen.
  4. Einen Helden wählen: Indem Bewerber sich selbst als Protagonisten in ihren Geschichten präsentieren, können sie ihre persönlichen Stärken und Erfolge betonen.
  5. Persönlichkeit und Humor einbringen: Durch das Zeigen von Authentizität und das Einbringen von Humor können Bewerber eine positive und sympathische Wirkung erzeugen.
  6. Die richtige Sprache finden und nach vorhandenen Geschichten im Unternehmen suchen: Es ist wichtig, die Sprache und den Tonfall an die Zielgruppe anzupassen. Zudem kann es hilfreich sein, nach bereits existierenden Geschichten oder Erfolgen im Unternehmen zu suchen und diese in die eigene Erzählung einzubinden.

Fehler beim Storytelling in Vorstellungsgesprächen:

Beim Storytelling in Vorstellungsgesprächen gibt es auch einige Fehler, die vermieden werden sollten:

Eitelkeit vermeiden: Es ist wichtig, nicht zu selbstgefällig zu wirken, sondern den Fokus auf die vermittelten Fähigkeiten und Erfahrungen zu legen. Gerade durch Eitelkeit und Arroganz verschließen Sie sich selbst viele Türen. Natürlich sollen Sie selbst von Ihrer Person und Ihren Fähigkeiten überzeugt sein, doch passen Sie dringend auf, dass Sie Ihrem Gegenüber nicht das Gefühl geben, Sie würden sich überlegen fühlen.

Eine klare Botschaft vermitteln: Die Geschichten sollten eine klare Botschaft oder Lektion enthalten, damit die Personalverantwortlichen den Mehrwert erkennen können. Was haben Sie konkret gelernt? Welche Fehler würden Sie zukünftig vermeiden? Wenn Sie eine Geschichte erzählen, muss ganz klar sein, warum Sie genau diese erzählen und was Ihr Fazit daraus ist.

Fokus auf Menschen statt auf Dinge legen: Geschichten sollten sich auf die Interaktionen und Beziehungen zu anderen Menschen konzentrieren, um eine Verbindung herzustellen.

Keine erfundenen Geschichten erzählen: Es ist wichtig, ehrlich und authentisch zu bleiben und keine erfundenen Geschichten oder Fähigkeiten zu präsentieren.

Beispiel: Sie werden nach Ihren Kenntnissen zu einer bestimmten Software gefragt. Sie kennen diese Software, haben aber bisher nicht damit gearbeitet, weil ihre bisherigen Arbeitgeber lieber mit einer anderen Software gearbeitet haben. Natürlich könnten Sie auf die Frage stumpf mit „nein“ antworten und provozieren, dass man Sie dann weiterausfragt, welche Softwarekenntnisse Sie denn hätten, Sie können aber auch von allein anführen, welche Software Sie stattdessen genutzt haben und durch aktives Nachfragen herausstellen, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede Sie direkt feststellen.

Eine Erfolgsgeschichte aus unserem Alltag:

Vor einiger Zeit sprachen wir einen Bewerber, der noch nicht sehr viel Berufserfahrung hatte und zu den meisten Vorstellungsgesprächen auch gar nicht erst eingeladen wurde. Wurde er doch eingeladen, erhielt er eine Absage. In einem Gespräch mit ihm merkten wir, dass der junge Mann zwar sehr viel zu erzählen hat und sich auch viele Gedanken macht, es aber nicht so richtig schafft, seinem Gegenüber in seine Gedanken und in die Geschichte hineinzulassen. Gemeinsam erarbeiteten wir, dass der Bewerber eine sehr fesselnde Geschichte und Vergangenheit hatte, die es für mehr Verständnis zu erzählen lohnte.

Also übten, übten und übten wir die Selbstpräsentation, bis der Bewerber sich wohl fühlte und auf uns überzeugend wirkte. Durch einen unserer Kunden erhielt er die Chance, sich selbst vorzustellen und auch eine ganz großartige Position mit Perspektive einzunehmen. Eine Stunde nach dem Vorstellungsgespräch erhielten wir dann einen Anruf durch die Personalverantwortlichen: „Ein unfassbar starkes Gespräch! Wir haben ihm direkt einen Arbeitsvertrag angeboten“. Auch der Kandidat gab uns danach das Feedback, dass er sich selbst sehr wohl in der Präsentation gefühlt hat und wirklich merkte, wie verständnisvoll die Gegenseite auf seine Geschichte reagierte. Anders als in anderen Gesprächen, musste er sich das erste Mal nicht für irgendwelche Lücken und Wechsel verteidigen, sondern hatte durch die einfache Frage: „bitte führen Sie uns durch Ihren Lebenslauf“ die Chance, seine Geschichte selbst zu erzählen.

Fazit:

Storytelling ist eine wirkungsvolle Methode, um im Vorstellungsgespräch zu überzeugen. Durch fesselnde Geschichten können Bewerber ihre Fähigkeiten und Erfahrungen in einem ansprechenden Kontext darstellen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Indem sie Emotionen wecken, konkrete Beispiele nutzen und ihre Persönlichkeit einbringen, können Bewerber die Aufmerksamkeit der Personalverantwortlichen gewinnen und ihre Eignung für die ausgeschriebene Stelle unterstreichen.

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